Kiffen, zocken, was danach?

Die Ampel treibt die Legalisierung von Cannabis weiter voran. Wobei die EU hier wohl auch noch ein Wörtchen mitreden will. Sicherlich erscheint es sinnvoll, Konsumenten nicht weiterhin zu kriminalisieren. Auch der Eigenanbau zum Selbstgebrauch sollte mittlerweile straffrei gehandhabt werden können, soweit nicht die halbe Stadt Gewinn bringend mit versorgt werden soll. 

Soweit so gut. Aber muss in einem weiteren Schritt wirklich der Staat zum Dealer werden, indem er einen regulierten Markt schaffen möchte? Die Kommerzialisierung von Zubehör und anderen Utensilien hat ja schon stattgefunden. Ich persönlich finde, mehr braucht es auch nicht wirklich. Denn so sehr wir uns an die Verbreitung von Cannabis innerhalb der Gesellschaft gewöhnt haben, noch normaler muss sie sich nicht anfühlen. Außer wir wollen uns genauso normal mit den teils schwerwiegenden psychischen Folgen arrangieren.

So können Alkoholiker- und Drogen-Szenen an Bahnhöfen größerer Metropole den Bürgern ein ziemlich eindrückliches Bild von gesellschaftlichen und gesundheitlichen Abgründen nach dem Gebrauch von Suchtstoffen vermitteln. 

Im Gegensatz hierzu fallen viele Langzeit-Kiffer im Stadtbild zwar nicht auf. Sie gehen nämlich aus verschiedenen Gründen nicht unbedingt gerne vor die Türe. Die sozialen und psychischen Konsequenzen sind aber nicht unbedingt weniger gravierend.

Es gibt in der Psychiatrie einen Begriff, dem es gelingt, das Dilemma eines Langzeitkonsumenten treffend auf den Punkt zu bringen: das sog. Amotivationssyndrom. Wer denkt, das Risiko einer Cannabis-bedingten Psychose wäre die einzig drohende Komplikation, berücksichtigt nicht die vielen Konsumenten, die oft schon seit Jahren zuhause sitzen: 

Männlich, zwischen 20 und 35, fragmentierte Erwerbsbiografie, Cannabis, Medien, Spiele-Konsole und eine hohe Affinität zu einer eher virtuell geprägt sozialen Lebenswelt mit Korrelation zu Depressionen und Angsterkrankungen. So würde ich einen Patiententypus beschreiben, den ich mit mehr oder weniger dieser Eigenschaften immer öfter im Rahmen meiner ambulanten psychiatrischen Arbeit antreffe. 

Während eine Psychose zunächst meist mit einem eher akutem Ereignis in Form von Wahnvorstellungen oder Halluzinationen beginnt, beschreibt das Amotivationssyndrom ein auch im wahrsten Sinne des Wortes schleichenden Prozess. Hier ist absolut tote Hose, eine Tagesstruktur mit kleinen Anforderungen und Aufgaben für die Betroffenen kaum noch zu bewältigen und wenn, dann nur teilweise und im Schneckentempo. 

Derartige, oft ewig langjährige Patientengeschichten mit Cannabis-Bezug finden aktuell fernab eines größeren öffentlichen oder medialen Interesses statt. Die Dunkelziffer der Betroffenen dürfte aufgrund des beschriebenen sozialen Rückzuges zudem überraschend hoch sein.

Das letzte, was diesen Menschen meiner Meinung nach helfen würde, ist die Legalisierung von Cannabis inklusive einer staatlich beförderten verbesserten Vertriebsstruktur.