Na denn Prost!

Besonders bei Männern können sich Depressionen auch in zunehmender aggressiver Tendenz und gesteigerten Alkoholkonsum deutlich machen. Letzteres wird gerne banalisiert und auf die leichte Schulter genommen.

Neben der stimmungslösenden Wirkung und natürlich weil’s schmeckt, wird besonders der vermeintlich gesundheitsfördernde Aspekt für Herz auch Diabetes in geringen Dosen als Argument für Alkohol genannt. Dabei galt schon bisher, dass dies nur in wirklich kleinen Mengen zutrifft und diese wurden laut einer neuen Studie in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ noch einmal reduziert.

Unter 40 Jährige Männer sollten demnach höchstens 40 ml Bier trinken, was einem Schnapspinnchen gleich kommt. Frauen sind scheinbar leicht im Vorteil. Sie dürfen aber auch nur bis zu 100 ml trinken, wenn gesundheitliche Nachteile absolut ausgeschlossen werden sollen.

Gesundheitliche Vorteile hingegen könnten kleine Mengen Alkohol in Bezug auf oben genannte Erkrankungen erst bei über 40 Jährigen bieten. Allerdings reden wir hierbei nach wie vor von ein oder zwei Drinks. Die Menge von einer täglichen Flasche Bier sollte auch unter diesem Aspekt nicht überschritten werden.

Der Bezug zu psychischen Erkrankungen wird bislang nicht gesondert hergestellt. Meiner Wahrnehmung nach wird Alkohol hier, wie eingangs angedeutet, besonders von Männern gerne mal als Eigenmedikation zur Linderung von Depressionen genutzt. Hierdurch kann sich das Abhängigkeitsrisiko natürlich eklatant steigern. Denn depressive Episoden können bekanntlich lange dauern und die psychisch entlastende Wirkung kehrt leider in den seltensten Fällen beim Genuss oben genannter quasi homöopathischer Dosen ein. Mit der Regelmäßigkeit steigt die Gewöhnung und damit leider auch die Menge…

Trotzdem möchte ich natürlich niemandem „ins Gläschen spucken“, der über 40 ist und z.B. mit Bier als Hausmittel in geringer Darreichungsform versuchen möchte, sein Krebs- oder Diabetes-Risiko ein kleines bisschen zu lindern.

Allen anderen sei gesagt, weder physisch noch psychisch scheinen nach heutigem Stand irgendwelche positiven Aspekte alkoholischer Getränke bekannt, die einen regelmäßigen Genuss rechtfertigen können. Es ist wohl eher das Gegenteil der Fall.

Kulturell betrachtet ist gesellschaftlich sicherlich ein verharmlosendes Image von Bier, Wein & Co. nach wie vor etabliert. So könnte man meinen, dass von der damit verbundenen sozialen Lockerung im miteinander der ein oder andere profitiert und dies zumindest einen relevanten Vorteil darstellen kann.

Besonders in Bezug auf viele psychische Erkrankungen würde ich persönlich aber auch hier abraten wollen. Wer durch seine Depression, Angsterkrankung oder soziale Phobie in der sozialen Kontaktfähigkeit eingeschränkt ist, sollte lieber auf professionelle Hilfe zurückgreifen, als auf Alkohol.